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Willkommen bei uns am Gymnasium in Lohr!

Liebe Eltern,

ein zentraler Begriff in der Psychologie ist das Selbstmanagement. Wer in der Lage ist, Probleme selbstständig zu lösen, wird nicht nur den Alltag in Schule, Beruf und Privatleben besser meistern, sondern ist auch gegen viele psychische Störungen gefeit.

Schon Fünftklässler können Selbstmanagement erlernen, man darf sie nur nicht überfordern. Wenn Kinder nur deshalb selbstständig sein sollen, damit man als Erwachsener seine Ruhe hat, wird das Ganze nicht klappen.

Die Aufgabe der Eltern bei der Erziehung zum Selbstmanagement ist die Hilfe zur Selbsthilfe, die Organisations- und Planungshilfe. Eltern sollen und können nicht Nachhilfelehrer sein (das würde die Selbstständigkeit der Kinder sogar verringern), aber sehr wohl Berater. Selbstständig zu lernen muss ein Kind erst lernen. Dies dauert länger, als man meint. So gesehen ist es normal, dass viele Jugendliche unselbstständig beim Lernen sind, auch wenn sie im alltäglichen Leben viel selber regeln. Das alltägliche Leben ist ungleich einfacher zu bewältigen als ein effektives schulisches Arbeiten.

Nach dem Übertritt an das Gymnasium entpuppt sich die Selbstständigkeit begabter Kinder oft als Scheinselbstständigkeit: Sie mussten nie wirklich intensiv lernen. Daneben gibt es viele weitere Gründe geringer oder verzögerter Selbstständigkeit, z.B. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS), unerfüllte Beziehungswünsche eines Kindes (ein Elternteil steht für das Lernen zur Verfügung, ist sonst aber nicht greifbar), Geschwisterrivalität, Verunsicherung wegen seelischer Belastungen (z.B. Probleme mit Mitschülern), selten Machtkampf (und wenn, dann ist er meist nur mit Beratungshilfe auflösbar). Erfahrungsgemäß darf man eine echte Selbstständigkeit beim Lernen selbst bei sich normal entwickelnden Kindern oft erst in der 8. oder 9. Jahrgangsstufe erwarten.

 

Um ein Kind zu selbstständigem Lernen zu erziehen, muss man in kleinen Schritten vorgehen. Ein paar Beispiele:

  • Fragen zum Stoff nicht einfach beantworten, sondern mit dem Kind überlegen, wo es nachschaut (Schulheft, Schulbuch, Lexikon, Nachhilfebuch) – siehe auch den Informationsbrief „Hilfe zur Selbsthilfe bei Hausaufgaben“.
  • Dem Kind bei einer Aufgabe, die es nicht bewältigt, einen Teilschritt weiterhelfen – nicht mehr.
  • Einen Plan zur Schulaufgabenvorbereitung erstellen; später soll das Kind selber einen Plan entwerfen, der dann besprochen wird – siehe auch das Informationsblatt „Prüfungsvorbereitung“.
  • Bei Problemen z.B. mit dem Vokabellernen: die Lehrkraft oder eine Beratungsfachkraft um Rat bitten oder ein Lernhilfebuch besorgen und mit dem Kind bessere Methoden suchen.

Weitere Tipps:

  • Wirksamer als Tadel ist es bei der Selbstständigkeitser-ziehung, Fortschrittezu  Das Kind weiß bei Lob nämlich, welches konkrete Verhalten es entwickeln soll. Tadel hingegen verdeutlicht nur ein Defizit, nicht den richtigen und vor allem konkreten Weg.
  • Streit kann man reduzieren, wenn man sich als Elternteil ausdrücklich als Beraterengagieren lässt (statt als Kontrolleur dazustehen).
  • Erziehung zur Selbstständigkeit ist aufwändig.Ein Kind sich selbst zu überlassen, ist kein günstiger Weg: Die meisten sind damit überfordert.

 

Wir hoffen, Ihnen einige nützliche Hinweise gegeben zu haben, und wünschen Ihnen und Ihrem Kind eine gute Zeit.

 

Mit herzlichen Grüßen

Carolin Herrmann

Beratungslehrkraft Gymnasium Lohr

 

Alexander Geist, StD, Staatlicher Schulpsychologe, Supervisor (BDP)

© Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage 2016

(gekürzt und ‚angepasst)