1902 15. August 1902Durch Regierungsentschließung wird die Schule humanistisches „Vollgymnasium“. 22 Schüler treten in die 7. (heute 11.) Klasse ein, die Schule zählt insgesamt 148 Schüler |
1904
Schulleiter Albert Fehlner
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1905
 Das erste Abitur
Juni/Juli 1905 findet zum ersten Mal die „Gymnasialabsolutorialprüfung“ statt: Die schriftliche Prüfung wird vom 19. bis zum 23.06., die mündliche am 06. und 07.07. abgehalten. Geprüft werden 17 Schüler. Die Gesamtschülerzahl am Ende des Schuljahres beträgt 195 (173 Katholiken, 18 Protestanten, 4 Israeliten; 85 Hiesige, 110 Auswärtige). Zum „Lehrpersonal“ gehören neben dem Kgl. Gymnasialrektor, der zugleich Bibliothekar ist, 8 Kgl. Gymnasialprofessoren, 2 Kgl. Gymnasiallehrer, 3 Gymnasialassistenten und 5 Fachlehrer.1907
Schulleiter Max Hoferer 1907 - 1920 |
1914/15
 Im Rahmen der „Jahresgeschichte des Gymnasiums“ wird ein Abschnitt dem Thema „Krieg und Schule“ gewidmet; da heißt es u.a.: „Von den 11 Schülern der Oberklasse waren 9 sofort als Kriegsfreiwillige zu beurlauben; nach M.E. v. 8. Dezember wurde diesen insgesamt vor Weihnachten das Reifezeugnis ausgestellt. Die zwei noch übrigen Schüler machten und bestanden Mitte Januar die Notreifeprüfung und da der eine schon am 10. Januar als Freiwilliger eingetreten war und der andere am 20. Mai einzurücken hatte, so hörte an diesem Tage Klasse IX zu bestehen auf.“ Insgesamt sind es 15 Schüler, die das Gymnasium „in den Dienst des Vaterlandes“ stellt. Zwei dieser Schüler fallen im März bzw. Juli 1915, weiterhin ein Gymnasialturnlehrer und frühere Absolventen. |
1916
„Was bereits einem kleinen Pennäler auffallen musste, das waren die leeren Oberklassen der Anstalt, die noch von vier Schülern der 9. Klasse besucht waren.“ (Beobachtung eines Schülers)
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1917
9. Klasse: 3 Schüler, Auflösung am 13.05.1917
(zwei zum „Vaterländischen Hilfsdienst“, einer zum Heeresdienst)
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1920
 Schulleiter Dr. Hans Fertig 1920 - 1925
Nach dem 1. Weltkrieg machen die ersten Schüler des 1911 gegründeten Konviktes „Aloysianum“ in Lohr Abitur. |
1925
Schlulleiter Dr. Johannes Kempf 1925 - 1932
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1930 Ausflug nach Neustadt (späterer Abiturjahrgang 1933)
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1932 Schulleiter Dr. Konrad Schondorf 1932 - 1945
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1933
 „Sie war das einzige Mädchen in ihrer Schulklasse am Gymnasium, hatte eine Klasse übersprungen und war bei ihren Mitschülern als Musterschülerin beliebt. Von einigen Lehrern aber wurde sie nach ihren Angaben ungerecht behandelt: „Sie wollten wohl nicht wahrhaben, dass auch ein Mädchen den Anforderungen entsprach, und dazu oft noch mehr als wir Buben ...“ (Aus dem Brief eines Mitschülers)Auch das passiert leider in diesem Jahr: Arthur Kahn (Abitur 1929) wird erstes Opfer in Dachau (auf der Flucht erschossen).
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1937„Die Reifeprüfung, die für unsere Schüler in diesem Jahr nur eine mündliche war, fand für die 9. Klasse in der 1. Februarwoche, für die 8. Klasse in der 3. Märzwoche statt; ...“ – damit gibt es für das Gymnasium nur noch acht Schuljahre. (Jahresbericht 1937)
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1938/39
In diesem Schuljahr beginnt der allmähliche Abbau des Gymnasiums, verbunden mit einschneidenden Veränderungen. Der Jahresbericht endet mit dem Satz: „Zugleich (d.h. mit Beginn des Schuljahres 1938/39) beginnt die allmähliche Umwandlung der Anstalt in eine Oberschule mit der 1. Klasse.“
Damit verliert nach 100-jährigem Bestehen der Schule Latein seine Stellung als erste Fremdsprache.
Erinnerungen des Lohrers Oskar Rummel, bayerischer SPD-Landtagsabgeordneter von 1962 bis 1978, Lohrer Stadtrat, Abiturient des Lohrer Gymnasiums 1939; niedergeschrieben 1998 anlässlich der Sonderausstellung im Lohrer Schulmuseum „Das Gymnasium – Tradition und Fortschritt einer Institution“:
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Ende März 1939
Von zwei Doppelklassen des Schuljahrgangs 1931/32 des Humanistischen Gymnasiums Lohr sind fünfzehn Abiturienten, darunter fünf aus der Stadt übrig geblieben. Im Saal des Aloysianums werden die Reifezeugnisse durch den Oberstudiendirektor Dr. Schodorf überreicht. Mit einem Frühschoppen im Gasthaus zum Engel beginnen wir dieses Ereignis zu feiern. Ich trage zum ersten Mal in meinem Leben einen Anzug mit langen Hosen! Und es ist auch der erste Schoppen Wein, den ich trinke. Die Wirkung ist entsprechend! Am Spätnachmittag treffen wir uns wieder im Cafe Salzmann in der Lohrer Hauptstraße. Die Stimmung steigt bis zum Abend beträchtlich. Die ersten haben sich bereits verabschiedet. Als ich gegen Mitternacht auf den Brunnenrand des Märchenbrunnens vor dem Weinhaus Mehling steige, sind wir nur noch ein kleines Häufchen. Obwohl sonst sehr schüchtern, bin ich dank des Weines sehr mutig und übermütig. Irgendwie ahnen wir, daß wir uns auf eine lange Zeit nicht mehr sehen werden. Es liegt auch die unbestimmte Ahnung eines kommenden Krieges in der Luft. Jedenfalls empfinde ich es so. Nach ein paar besinnlichen Worten aber reitet mich der „Teufel des Alkohols“ und das Gefühl der scheinbar gewonnenen neuen Freiheit. Ich weiß nicht mehr genau, wo ich die folgenden Sätze einmal gehört habe, die ich – auf dem Brunnenrand stehend – lauthals verkünde: „Genossinnen und Genossen! Unsere Frauen geben keine Milch mehr, unsere Kinder fressen den Kitt von den Fenstern! Darum: Brüder höret die Signale, auf zum letzten Gefecht! Die Internationale. … „ Einige der „Brüder“ singen die Melodie kräftig mit. Dann schreie ich abrupt: „Aus! Polizei!!!“ Und ohne Übergang stimme ich an: „Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen …“ Keiner von uns konnte damals ahnen, wie sehr sich die Reihen in den folgenden Jahren lichten werden. Beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen des Lohrer Gymnasiums im Jahr 1989, bei dem sich auch die Abiturienten treffen sollten, die 1939, also vor 50 Jahren, an dieser Schule die Reifeprüfung abgelegt hatten, stand ich allein auf weiter Flur …
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1939/40
 Dass der deutsche Abituraufsatz inzwischen ganz im Dienste des Nationalsozialismus steht, zeigen die zur Auswahl gestellten Themen: „ Nationalsozialist sein, heißt Kämpfer sein“ (Adolf Hitler), „Propaganda einst und jetzt“, „Die Kraftquellen der Nation“. Der weitere Abbau des humanistischen Gymnasiums wird aus dem Schlusssatz des Jahresberichts deutlich: „Im kommenden Schuljahr werden die drei unteren Klassen nach dem Lehrplan der Oberschule unterrichtet, die Klassen 4 – 8 werden als solche des Gymnasiums weitergeführt“. |
1940/41
 Obwohl noch fünf Klassen (Jahrgänge) nach dem humanistischen Lehrplan unterrichtet werden, erhält die Schule entsprechend einer Bekanntmachung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultur die Bezeichnung „Oberschule für Jungen Lohr am Main“; nachdem man die 9. Klasse und Latein als 1. Fremdsprache abgeschafft hat, verschwinden also nun auch die Mädchen aus dieser Schule. |
1941/42
Nach zahlreichen Einberufungen zum Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst unterziehen sich nun fünf Schüler der Reifeprüfung. Drei Abiturienten sind gefallen.
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1943/44
Die 8. Klasse ist durch die Einberufungen inzwischen so dezimiert, dass sie nicht weitergeführt wird. Die wenigen verbliebenen Schüler gehen nach Würzburg. 22.03.43 - 21.01.46
Die Schule ist wegen der Kriegseinwirkungen geschlossen.
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1946
 Schulleiter Heinrich Laudensack 1946 - 1954 |
1947 Der Gymnasiast Rolf Sultan auf dem Weg zur Schule. Neben der Büchertasche gehört auch der Becher für die Schülerspeisung zur Grundausstattung eines Pennälers.
Der Reifeprüfung unterziehen sich 15 Schüler und ein Privatstudierender. 14 Schüler erhalten das Zeugnis der Reife. Im März 1947 hat bereits die Schülerin der Oberklasse, Elise Kühnlein, mit Erfolg eine Sonderreifeprüfung abgelegt, um rechtzeitig in die Vereinigten Staaten zurückkehren zu können. |
1948
Der Reifeprüfung unterziehen sich 32 Schüler der 8. Klasse. Drei von diesen müssen nach der schriftlichen Prüfung zurückgewiesen werden. |
1949
Die schriftliche Reifeprüfung findet im Juni in einem Studiersaal des Aloysianums statt. An ihr nehmen 41 Schüler und Schülerinnen teil. 6 Schüler bzw. Schülerinnen müssen nach der schriftlichen Prüfung zurückgewiesen werden; ein weiterer Schüler besteht die mündliche Prüfung nicht.
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1950 Der Reifeprüfung unterziehen sich 22 Schülerinnen und Schüler, von denen einer die Prüfung nicht besteht.
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1952
 Tanzkränzchen mit Schülern des Abiturjahrganges 1952 |

1954
Es findet die letzte Reifeprüfung für die Oberschüler statt; damit endet für Lohr nach 15-jährigem Bestehen die in der NS-Zeit eingerichtete „Oberschule“. |
Abiturskandal 1954
 „Sechzehn von insgesamt 67 Schülern hatten das Abitur nicht bestanden! Das war nicht alltäglich und wurde gerne von der Presse aufgegriffen. Die Stimmung, auch außerhalb der unmittelbar Betroffenen, war in diesen Tagen wirklich nicht günstig für das ehrwürdige Gymnasium. Eltern und Freunde erklärten sich solidarisch mit den durchgefallenen Schülern. Und da passierte es nachts. Man sang nach der Melodie „O Tannenbaum“ einen Spottvers auf den Rektor und Anstaltsleiter“. (Erinnerung eines Abiturienten) TAMEN... ein passendes Motto... |
1955
Schulleiter Oskar Reising 1955 - 1963

Eine Reifeprüfung findet in diesem Jahr nicht statt, da es keine 9. Klasse am Gymnasium gibt. Großes Studiengenossenfest zum 50-jährigen Bestehen des Humanistischen Gymnasiums
Zum Jubiläum
In feierlichen Tagen Erglänzt das Bild der Stadt, von einem Freun´n getragen, das seine Quellengrube in Gasse, Haus und Stube des Spessarttores hat.
Das ernste Haus der Schule sein Dach auf hohem Stuhle im Schieferblau des Lichts, das Euch ans Herz genommen, heißt Euch herzlich willkommen verklärten Angesichts...
Gedicht von Nikolaus Fey (in Auszügen), vorgetragen von Wolfgang Bötsch, 7. Klasse (später Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister für Post und Telekommunikation, 1993 bis 1997)
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1959
Abituria 1959
  
Markante Karikaturen aus der Schülerzeitung Weps und der Abiturzeitung (60er Jahre)
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1963
Schulleiter Dr. Cyrill Bader 1963 bis 1973
 Vorbereitung für ein Lehrerfoto, ein seltenes Motiv aus den 60er Jahren  Hausmeister Egon Lorasch von 1965 bis 1996. Das Bild zeigt ihn auf seinem Moped, mit dem er 1956 nach Paris fuhr. |
1974
 Schulleiter Karl August Streib 1973 bis 1978
 Am 1. April 1974 erhält die Schule die Bezeichnung „Franz-Ludwig-von-Erthal- Gymnasium“. F. L. von Erthal, 1730 in Lohr geboren, war 1779 bis 1795 Fürstbischof von Würzburg und Bamberg; als solcher hat er wesentlich zur Modernisierung der wirtschaflich-sozialen Verhältnisse sowie zur Neugestaltung von Volksschule, Gymnasium und Universität beigetragen.
Am 16. April 1974 wird die Schule mit der Durchführung der „Kollegstufe“ beauftragt, d.h. sie beteiligt sich an der Erprobung des Kollegstufenmodells, indem sie im Schuljahr 1974/75 in die „Versuchsphase“ eintritt. Sie ist damit eines der 60 bayerischen Versuchsgymnasien. |
1975/76
 
Nach 71 Jahren im alten Bau zieht das Gymnasium Anfang September in das „Nägelseeschulzentrum“
Die 12. Jahrgangsstufe tritt in die Kursphase ein, d.h. der Unterricht findet nicht mehr im Klassenverband, sondern in Leistungs- und Grundkursen statt. Die letzte Abiturprüfung wird in herkömmlicher Form und die Vorprüfung für die 12. Jahrgangsstufe nach dem Kollegstufenmodell abgehalten. |
1977
Zum ersten Mal legt ein Kollegstufenjahrgang die Hauptprüfung ab.
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1979
 Schulleiter Heribert Lange 1979 bis 1984
In diesem Jahr wird das Kollegstufenabitur in ungeteilter Form abgehalten. |
1984
 Schulleiter Otmar Bilz 1984 bis 1999
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1986
Es findet das erste Kollegstufenabitur nach der neuen GSO (Gymnasialschulordnung) statt; damit verbunden ist auch eine Einschränkung der Wahlmöglichkeit in der dem Abitur vorausgehenden Kursphase.
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1989
Abiturfeier im 150. Jubiläumsjahr: 1839 hatte die Lohrer Lateinschule den Unterricht aufgenommen und sich kontinuierlich zum Vollgymnasium entwickelt.
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